Ein neues Handy, Designermode, eine teure Armbanduhr oder ein neuer Fernseher verschaffen uns zwar kurzfristig einen Glückskick, haben aber langfristig einen messbar geringeren Effekt auf das individuelle Glück als ein Urlaub, der ungefähr das gleiche kostet. Das hat eine Untersuchung der Universität Tampere in Finnland ergeben.
Menschen, die ihr Geld für Erlebnisse wie einen Konzertbesuch, einen Familienausflug oder einen Kurzurlaub ausgeben, sind demnach sowohl kurzfristig als auch langfristig glücklicher als Menschen, die sich statt dessen materielle Dinge wie Schmuck, Kleidung oder elektronische Geräte zulegen. Insgesamt trägt ein Urlaub wesentlich zu Gesundheit und Zufriedenheit bei und sorgt für echte Erholung vom stressigen Alltag, während das neue Smartphone schon nach ein paar Tagen als normal empfunden und spätestens mit dem Erscheinen eines neuen Models als nicht mehr so ganz zufriedenstellend angesehen wird. Der positive Effekt auf die Gesundheit zeigt sich aber auch im negativen Fall – Menschen, die für lange Zeit nicht im Urlaub waren, haben ein höheres Risiko krank zu werden oder sogar frühzeitiger zu streben als Menschen, die sich regelmäßig frei nahmen.
Ein wesentlicher Grund für diesen Effekt scheint,
dass Urlaub einen positiven Effekt auf das persönliche Glücksempfinden hat, der auch einige Zeit nach den Ferien weiter anhält und deutlich stärker ausgeprägt ist als zum Beispiel beim Shopping beziehungsweise dem Erwerb materieller Konsumgüter mit ungefähr dem selben Wert. Ein weiterer Grund für die überlegene Wirkung des Urlaubs auf das Glücksempfinden ist vermutlich eine fehlende direkte Vergleichbarkeit: Anders als der Designer-Anzug oder die teure Armbanduhr lässt sich ein Tauchurlaub am Roten Meer nur schwerlich dem Städtetrip des Kollegen nach Barcelona gegenüberstellen.
Dass Urlaubsreisen tatsächlich einen positiven Einfluss auf die Gesundheit haben,
hat auch ein Experiment ergeben, das der Reiseveranstalter Kuoni und Nuffield Health, ein britischer Gesundheitsdienstleister, in Auftrag gegeben hat.
Für die Studie wurden Probanden in zwei Gruppen aufgeteilt: Ein Teil durfte reisen, der andere nicht. Dann wurden alle Teilnehmer auf diverse Größen wie Stressresistenz getestet.
Im Ergebnis lieferte die Reisegruppe deutlich bessere Gesundheitsergebnisse als die zu Hause gebliebenen. So war der Blutdruck der reisenden Teilnehmer niedriger, ihre Schlafqualität hatte sich verbessert und sie legten ein optimiertes Stressmanagement an den Tag. Die positiven Nachwirkungen hielten noch Wochen nach der Rückkehr an.
Die wichtigsten Erkenntnisse der Untersuchung:
• Der durchschnittliche Blutdruck der Urlauber ging um sechs Prozent runter, während sich der Blutdruck der Nichtreisenden in der Testphase sogar um zwei Prozent erhöhte.
• Die Schlafqualität bei der Reisegruppe verbesserte sich um 17 Prozent, die der anderen Teilnehmer verschlechterte sich um 14 Prozent.
• Die Fähigkeit, mit Stresssituationen souverän umzugehen, verbesserte sich um 29 Prozent bei denen, die zuvor im Urlaub waren und nahm bei der Vergleichsgruppe um enorme 71 Prozent ab.
Darüber hinaus entdeckten die Forscher bei vielen Probanden einen gesunkenen Blutzuckerwert bei den erholten Personen, was das Risiko, an Diabetes zu erkranken, minimieren kann.
In Bezug auf die Erholung scheinen mehrere kurze Urlaube offenbar empfehlenswerter als ein langer, ausgeprägter Jahresurlaub. Denn ähnlich wie Schlaf kann man Erholung nicht aufsparen, und ein langer Sommerurlaub reicht nicht aus, um ein ganzes Jahr an harter Arbeit und Überstunden zu kompensieren. Regelmäßige Kurzurlaube scheinen im Sinne der Gesundheit und Erholung daher effektiver. Für die Erholungswirkung des Urlaubs ist außerdem offenbar weniger die Länge als vielmehr die Gestaltungsfreiheit von Bedeutung. Die Unternehmungen sollten den eigenen Bedürfnissen entsprechen und der Kontrolle des Urlaubers unterliegen – und sich nicht so sehr an festgefügten Programmen oder den Terminvorstellungen einer Gruppe orientieren.